Für das Paradies auf Erden: Our Bodies – Our Choice
Am 25. März ist es wieder einmal so weit: Das (inter-)nationale Schaulaufen der radikalen Abtreibungsgegner*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum findet bereits zum 3. Mal in München statt: Beim sogenannten „Münchner Marsch fürs Leben“ versammeln sich christliche Fundamentalist*innen – von den rechtskatholischen „Lebensschützern“ bis zu Akteur*innen der extremen Rechten – zu einer Prozession in der Innenstadt. Die inhaltliche Programmatik der Veranstalter*innen bedeutet die Hölle auf Erden für all jene, die nicht in ihr antifeministisches Weltbild passen.
Dass den Fundis unser feministischer Gegenwind auch dieses Mal entgegen wehen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Als Bündnis „Paradies auf Erden“ rufen wir rund um den 25. März zu feministischer Intervention gegen religiösen Fundamentalismus auf.
Unser Protest gegen Veranstaltungen wie dem „Münchner Marsch fürs Leben“ basiert aber nicht nur auf der Tatsache, dass religiöser Fundamentalismus aktuell zu weitreichenden antifeministischen Backlashs auf der ganzen Welt führt: Von restriktiven Abtreibungsgesetzen in Polen und in Texas bis hin zur Verbannung von Frauen aus dem öffentlichen Leben und ihrem Ausschluss von lebensnotwendigen Ressourcen in Afghanistan. Unsere feministische Kritik richtet sich nicht nur gegen religiösen Fundamentalismus – egal welcher Couleur -, sondern beruht vielmehr grundlegend auf der Einsicht, dass Religion an sich mitverantwortlich ist für die Aufrechterhaltung der falschen Verhältnisse, in denen wir leben (müssen).
Die Religion als Ideologie ist elementarer Bestandteil des Spätkapitalismus. Auch wenn in den westlichen Gesellschaften seit dem 18. Jahrhundert eine säkulare Trennung von Kirche und Staat erkämpft wurde, zeigt sich immer wieder, dass diese Trennung durch fundamentalistische religiöse Bewegungen angegriffen wird und damit ständig Gefahr läuft,negativ aufgehoben zu werden. Der Glaube an ein erst im Jenseits eintretendes Paradies steht im Widerspruch zur Einsicht der Notwendigkeit der Befreiung im Hier und Jetzt.
Statt vergeblich auf das Paradies zu warten,gilt es dieses auf Erden zu verwirklichen: Deshalb, geht es immer um eine Emanzipation der Menschen von der Religion und nicht mit Religion.
Um für eine Welt jenseits patriarchaler Zurichtung und Gewalt zu kämpfen, ist deshalb eine feministische Religionskritik notwendig, da Religion gesellschaftliche Machtverhältnisse nicht nur widerspiegelt sondern auch manifestiert und aufrecht erhält. Feministische Religionskritik bedeutet immer, die Herrschaftsverhältnisse anzugreifen und sich gegen den Zugriff von Religion auf Frauen und queere Personen in Stellung zu bringen. Dieser Zugriff erfährt in der Ideologie der christlichen Fundamentalist*innen eine besondere Totalität, da mit Hilfe der Vorstellung einer gottgewollten Schöpfung Frauen und queeren Personen jegliches Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper abgesprochen wird. So versuchen die Akteur*innen des „Münchner Marsch fürs Leben“ Deutungshoheit über Themen wie Schwangerschaft und mögliche Abbrüche zu erlangen, um die aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen zugunsten ihrer misogynen Ideologie umzugestalten. Deshalb bedeutet feministische Religionskritik, sich sowohl gegen fundamentalistische Bestrebungen jeglicher Couleur zur Wehr zu setzen, als auch die kapitalistischen Verhältnisse anzugreifen, die diese immer wieder hervorbringen (werden).
Praktische Religionskritik heißt, den christlichen Fundamentalist*innen nicht die Straße zu überlassen und für eine Welt zu kämpfen, die besser ist und die das Versprechen für ein gutes Leben auch einlöst, statt es in ein überirdisches Jenseits zu verschieben. Ein Leben ohne Religion, Patriarchat und Kapital – für das Paradies auf Erden!
Für die religionsbefreite Gesellschaft! Our Bodies – Our Choice!